Editorial
Das wohnungspolitische Klima in Deutschland ist rauer geworden. Immer neue Ideen und Gesetzesvorhaben versuchen, den Mietenanstieg in den großen Wirtschaftsmetropolen zu begrenzen oder mit einem „Mietendeckel“ die Mieten einzufrieren. Ist Letzteres ein offizielles politisches Vorhaben der Berliner Landesregierung, so versucht eine Bürgerinitiative in Berlin zu erreichen, dass alle größeren Wohnungsbestandshalter enteignet werden. Wenig überraschend wird wieder verstärkt an die gesellschaftliche Verantwortung der Wohnungswirtschaft für das friedliche Zusammenleben der Menschen appelliert.
Angesichts großer Emotionalität in der wohnungspolitischen Debatte kommt es zunehmend darauf an, verantwortliches und engagiertes Handeln in unserer Branche auch belegen zu können. Die Wohnbau-Gruppe kann hier selbstbewusst auftreten, engagieren wir uns doch traditionell stark im Neubau, in der energetischen und gleichzeitig sozialen Bestandssanierung und in den letzten Jahren zunehmend auch wieder im geförderten Wohnungsbau. Mit der Stiftung Wohnhilfe als unserer gemeinnützigen Gesellschafterin sind in den letzten Jahrzehnten Dutzende von Behinderteneinrichtungen in Deutschland beim Neubau oder der Wiederherrichtung ihrer baulichen Einrichtungen unterstützt worden.
Die Wohnbau verfolgt einen Mittelweg zwischen der ökonomischen Notwendigkeit, Investitionen refinanzieren zu müssen, und einer Geschäftspolitik der Fairness und des Servicegedankens gegenüber unseren Mietern. Dass diese Strategie erfolgreich ist, zeigt die Fluktuationsrate, die 2018 mit 9,2 % den niedrigsten Stand seit 10 Jahren erreicht hat. Die Leerstandsquote bewegte sich am Ende des Geschäftsjahres mit 0,6 % ebenfalls weiter auf einem sehr niedrigen Niveau.
Die aus unserer Sicht aber beste und wirkungsvollste Antwort auf Wohnungsnot und Mietpreissteigerungen in den Metropolstädten ist der innerstädtische Neubau. Nur eine wirkungsvolle Ausweitung des Angebots kann helfen, Nachfrageüberhänge abzubauen und durch Sickereffekte auch einkommensschwächere Bevölkerungsschichten zu entlasten. Deshalb haben wir auch unsere Nachverdichtungsstrategie thematisch zum Schwerpunkt dieses Geschäftsberichts gemacht. Im Berichtsjahr 2018 wurde eine ehemalige Gewerbefläche in München-Untersendling in eine Wohnung umgewandelt, weitere 19 Wohnungen in Würzburg, Kiel und München wurden in ausgebauten Dachgeschossen neu errichtet. Damit wurden am Stichtag der Konzernbilanz 17.964 eigene Wohneinheiten an 34 Standorten von uns bewirtschaftet.
Im Frühjahr 2019 wurden 265 Neubauwohnungen in Köln, Berlin und Düsseldorf fertiggestellt. Insgesamt befinden sich 770 Wohneinheiten mit einem Investitionsvolumen von 270 Mio. € im Bau, weitere Projekte befinden sich in Vorbereitung. Nähere Informationen dazu finden Sie im nachfolgenden Bericht.
Erneut – und trotz eines überwiegend überhitzten Preisgefüges auf den von uns bevorzugten Core-Standorten – konnte die Wohnbau-Gruppe im Herbst 2018 in Berlin zwei Wohnungspakete mit insgesamt 761 Wohnungen erwerben, deren wirtschaftlicher Besitz im Frühjahr 2019 übertragen wurde.
Aufgrund unseres nachhaltigen Geschäftsmodells, unserer starken Finanzkraft und der Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen, sind wir immer wieder in der Lage, attraktive Wohnungsbestände und Projektentwicklungen zu erwerben. Dabei können wir insbesondere bei Verkäufern, die ihre Mieter auch über den Verkauf hinaus schützen wollen, den Vorteil unseres langfristigen und nachhaltigen Geschäftsmodells in Verbindung mit einer Stiftung als Gesellschafterin voll ausspielen.
Voraussetzung ist nach wie vor, dass die Angebote unsere Kriterien und internen Vorgaben in Bezug auf Kaufpreis, Rentabilität und bautechnischer Qualität erfüllen. Portfolios müssen zudem in den wachstumsstarken westdeutschen Metropolregionen sowie in Berlin liegen und dürfen gerne auch geförderte Wohnungen enthalten.
Die wirtschaftlichen Ergebnisse des Geschäftsjahres 2018 sind für uns überaus zufriedenstellend und bilden ein von Grund auf solides Wohnungsunternehmen ab. Das Sollmietenaufkommen wuchs um 3,6 % gegenüber dem Vorjahr bzw. um 4,72 Mio. € und ist 2018 auf 137,17 Mio. € gestiegen. Die Erstvermietung von 97 Wohnungen in Köln-Ossendorf sowie durch Nachverdichtungsmaßnahmen geschaffene 25 Wohneinheiten trugen allein 1,33 Mio. € zu diesem Umsatzwachstum bei.
Die durchschnittliche Nettokaltmiete zum 31. Dezember 2018 ist gegenüber dem Vorjahr – bezogen auf den Gesamtbestand – um 2,5 % bzw. 0,21 €/m2 auf 8,62 €/m2 angestiegen.
Neben Neubau, Projektentwicklung und Ankäufen widmet sich die Wohnbau-Gruppe nach wie vor intensiv der laufenden Instandhaltung und der wertschaffenden Modernisierung des Wohnungsbestandes. Neben der energetischen Ertüchtigung im Sinne des Klimaschutzes geht es dabei in der Regel um eine zeitgemäße Ausstattung von Wohnungen, den Anbau von Balkonen oder die Herrichtung von Treppenhäusern und Außenanlagen. Insgesamt haben wir im Berichtsjahr 34,7 Mio. € in unsere Bestände investiert, davon 29,1 Mio. € (Vorjahr 28,0 Mio. €) in die Instandhaltung und Modernisierungen.
Die Mieterzufriedenheit steht für uns im Zentrum unseres Handelns. Ständig arbeiten wir an der Verbesserung unserer Erreichbarkeit, auch mithilfe neuer digitaler Instrumente. Letztendlich sind unsere eigenen Hausmeister vor Ort, unsere Geschäftsstellen und das Tempo, mit dem wir Reparaturen veranlassen oder Beschwerden nachgehen, entscheidend für unser gutes Verhältnis zu den Kunden. Gerade bei den sensiblen Nachverdichtungsprojekten binden wir unsere Mieter frühzeitig ein und berücksichtigen deren Wünsche und Bedenken.
Unsere Tochtergesellschaft Wohnbau Service Bonn GmbH verwaltete 2018 insgesamt 4.031 Wohnungen in 106 Wohnungseigentümer-Gemeinschaften, 2.639 PKW-Stellplätze sowie für einen einzelnen Eigentümer ein Portfolio von 357 Gewerbeobjekten mit 102.000 m2 Nutzfläche.
Auch für das abgelaufene Geschäftsjahr bedanken wir uns bei unseren 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit hoher Leistungsbereitschaft und Innovationsfreude den ökonomischen Erfolg der Wohnbau-Gruppe überhaupt erst ermöglicht haben. Ebenso danken wir unserem Aufsichtsrat sowie unseren Geschäftspartnern, die uns bei der Umsetzung der Unternehmensstrategie und der vielen Bauprojekte unterstützt haben.
Aktuelle Informationen auch über unsere Neubauprojekte finden Sie auf unserer Homepage unter www.wohnbau-gmbh.de.
Bonn, im Juli 2019